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Datum: 08.06.2023

Nationalpark-Revierleiter der ersten Stunde: Rolf Maßmann hat deutliche Spuren hinterlassen

Der Forstamtsrat wurde nach mehr als 40 Dienstjahren in den Ruhestand verabschiedet. Seit 1994 war er im Großschutzgebiet tätig.

Mehr als 40 Jahre war Rolf Maßmann beruflich im Wald unterwegs, davon die meiste Zeit im Nationalpark Harz. Seit Oktober 1994, also von Beginn an, war er hier als Revierförster tätig und hat in dieser Funktion die Waldentwicklung in dem ihm anvertrauten Gebiet, zuletzt im Nationalparkrevier Wolfstein, maßgeblich geprägt. Vor kurzem verabschiedeten seine Kolleginnen und Kollegen von der Nationalparkverwaltung den Forstamtsrat in den wohl verdienten Ruhestand. „Rolf Maßmann gehört zu den Urgesteinen im Nationalpark Harz. Mit seiner Arbeit in über 30 Jahren in der Region Bad Harzburg hat er deutliche Spuren der positiven Entwicklung des Schutzgebietes hinterlassen", würdigte Nationalparkleiter Dr. Roland Pietsch die Verdienste des scheidenden Revierleiters.

Rolf Maßmann, 1957 in Braunschweig geboren legte bereits 1977 die Jägerprüfung ab – zeitgleich mit dem Abitur. Nach dem Wehrdienst schrieb er sich für das Wintersemester an der Fachhochschule Hildesheim/ Holzminden, die er 1983 als Diplomforstingenieur Forstwirtschaft (FH) abschloss. Im selben Jahr begann Maßmann seinen Vorbereitungsdienst in die Laufbahn des gehobenen Forstdienstes und war dann bis 1986 Forstinspektor z.A. im Staatlichen Forstamt Fallersleben. Vier Jahre arbeitete er bei der Niedersächsischen Versuchsanstalt in Göttingen, von wo er deutschlandweit Versuchsflächen betreute. „Wir haben das Wuchsverhalten von verschiedenen Baumarten in unterschiedlichen Höhenlagen untersucht. Ich bin in dieser Zeit viel gereist", berichtet Maßmann. Irgendwann sei es für ihn Zeit gewesen, sesshaft zu werden.

Wechsel in die Dienste der Nationalparkverwaltung

Das passierte zum 01. Mai 1990, als er seine Tätigkeit im Staatlichen Forstamt Harzburg aufnahm. Bad Harzburg wurde sein „Einstand", dem er nun auch im Ruhestand treu bleiben wird. Schon bald kam auch in Niedersachsen die Diskussion über die Gründung eines Harzer Nationalparks auf, erinnert er sich. In Sachsen-Anhalt war dies bereits 1990 geschehen. Als das Großschutzgebiet auf Niedersächsischer Seite 1994 eingerichtet wurde, stand Maßmann vor der Entscheidung, ob er sich den Wechsel in die Dienste der Parkverwaltung vorstellen konnte. „Es war klar, dass mein ganzes Revier in den Nationalpark kommen soll", berichtet er. „Ich hatte mich mit meiner Familie hier in Bad Harzburg eingerichtet. Und ich habe im Nationalpark eine Chance gesehen."

So wechselte er in den hauptamtlichen Naturschutz und übernahm die Leitung des 1200 Hektar großen Nationalpark-Reviers Marienbruch, das unter anderem auch die Bastesiedlung und das Molkenhaus umfasste. „90 Prozent Waldumbaubereich - das war eine Hausnummer", umreißt er seinen damaligen Auftrag. Aus einer ehemaligen Fichten-Monokultur sollte ein natürlicher Mischwald entstehen. Später wurde das Revier Marienbruch aufgelöst und ging im Revier Wolfenstein auf, dass Maßmann 2006 übernahm. Jetzt war er für 2200 Hektar Nationalpark verantwortlich. Besonderheiten in Maßmanns Revier sind zum einen die Nähe zur Stadt, zum anderen die beiden Waldgaststätten – neben dem Molkenhaus die an der Rabenklippe. Die Eckertalsperre und das sie umgebende Trinkwasserschutzgebiet erforderten besondere Aufmerksamkeit.

Ein kritisches Thema was damals der Einsatz großer Maschinen im Nationalpark, Maßmanns Vorgänger hat noch mit Rückepferden gearbeitet. „Aber die großen Fichtenbestände ließen sich so kaum umwandeln. Darum habe ich angefangen, Harvester einzusetzen und links und rechts der Wege die Fichten weggenommen. So haben wir das Laubholz freigestellt. Wir haben uns da rangetastet, sind dann mutiger geworden, sind auch mal in die Fläche gefahren. Es ließ sich anders nicht bewerkstelligen." Damals wurden auch einige Weg zurückgebaut. „Heute ist von diesen Wegen nichts mehr zu sehen", sagt Maßmann. Die Natur hat sich die Flächen zurückgeholt.

In den nächsten Jahren ging es um die Durchforstung der Fichtenflächen, diese wurden mit Buchen unterpflanzt. „Am Forstort Brand hatten wir 200 Hektar mittelalte Fichte, mittlerweile ist die Fichte dort komplett verschwunden, jetzt ist massiv die Buche da, aber auch Birke und Weide. Der Standort hat sich komplett verändert. Es ist eine Freude, das so zu sehen", schwärmt der Förster.

 

"Bäume sterben, aber nicht der Wald"

Schon bald hatte es Maßmann mit dem Borkenkäfer im Revier zu tun. „Wir standen vor der Frage: Wie gehen wir mit dem Käfer um, gerade im Eckertal, wo keine Wege vorhanden sind. Wir haben entschieden, dass dort keine Bekämpfung stattfindet." Nur am Rande zu den benachbarten Wirtschaftswäldern hin wurde der Borkenkäfer intensiv bekämpft. „Im Eckertal aber hat der Käfer sein Werk so verrichtet. Besonders an den unzugänglichen Steilhängen kam es mir entgegen, dass der Käfer dort die Fichte rausholt." Für viele Besucher des Nationalparks und besonders auch für viele Einheimischen wirkte es erschütternd, die Baumleichen zu sehen: „Viele Menschen hier im Harz kannten den Borkenkäfer noch nicht." Information ist wichtig, betont Maßmann: „Man muss die Leute mitnehmen, ihnen erklären, was vorgeht und verdeutlichen, dass zwar Bäume sterben, aber nicht der Wald." Die Birke als Pioniergehölz ist dort nun im Revier sehr dominant, schloss schnell vorhandene Lücken. Mittlerweile nimmt die Naturdynamikzone, in der die Nationalparkverwaltung gar nicht mehr in die natürlichen Prozesse eingreift, im Revier Wolfstein mehr als 75 Prozent ein. Dies ist eine wichtige Zielmarke für den gesamten Nationalpark - Maßmann hat sie in seinem Revier längst erreicht. Maßmann ist überzeugt, dass die Menschen in seiner Heimatstadt den Nationalpark wertschätzen: „Ich glaube, dass die Harzburger den Nationalpark vor ihrer Tür unterstützen, viele fördern uns. Der Park wird heute nicht mehr infrage gestellt. Die Akzeptanz ist da."

Er habe sich bei seiner Arbeit auf einen starken Tourismus eingestellt und immer versucht, vernünftige, tragfähige Kompromisse zu finden. Unter Maßmanns Leitung entstanden einige beliebte Ziele für Nationalparkbesucher: Im Bereich des Molkenhaus wurde eine Wildbeobachtungsstation aufgebaut. Im Jahr 2000 startete dann das Harzer Luchsprojekt und Maßmann übernahm auch die Leitung des 1 Hektar Schaugeheges an der Rabenklippe. „Das sollte eigentlich eine zeitlich befristete Einrichtung sein, mit den dort gezeigten Luchsen als Botschafter für ein neues Naturverständnis. Es gab großes Interesse, viele Leute hatten noch nie einen Luchs gesehen und wollten bei den Fütterungen dabei sein" erinnert er sich. In dem sehr großen Gehege waren die Katzen aber auch nur mit etwas Glück zu sehen. „Also haben wir noch ein zusätzliches kleines Gehege ausgebaut und dort die öffentlichen Fütterungen gestartet. Anfangs gab es insgesamt nur vier bis fünf öffentliche Termine, die waren aber so gut besucht, dass wir bald es einmal mal pro Woche angeboten haben – mittlerweile zweimal. Ich hatten gedacht, das Interesse reißt irgendwann ab. Aber das ist überhaupt nicht der Fall." Es wurde später auch die Buslinie mit Erdgasbussen eingerichtet. „Die hat sich gut etabliert."

"Donnerwetter, diese Dynamik!"

Maßmann blickt zufrieden auf seine Arbeit für das Harzer Großschutzgebiet zurück: „Ich habe mich immer wohlgefühlt als Nationalpark-Förster. Das war genau das, was ich tun wollte. Die Entwicklung der Natur, die Veränderung im Revier, diesen Prozess, der im Gang ist, mitzuerleben – das hat mir Freude gemacht. Der Waldwandel ist sehr interessant zu beobachten. Wenn ich heute, nach 30 Jahren zurückschaue, was ich gestartet habe, dann sage ich: Donnerwetter, diese Dynamik!"

 

Der Nationalpark Harz ist heute wilder denn je: Drei Viertel der Fläche des 25.000 Hektar großen Schutzgebietes gehören inzwischen zur Kernzone, der Naturdynamikzone, wo keine menschlichen Eingriffe mehr erfolgen. Getreu dem Nationalpark-Motto „Natur Natur sein lassen" darf sich die Natur dort frei entfalten und dynamisch weiterentwickeln. Dieses besonders streng geschützte Areal ist im Laufe der Jahrzehnte beständig angewachsen: Bei der Gründung des länderübergreifenden Nationalparks Harz im Jahr 2006 – beim Zusammenschluss der beiden früheren Nationalparke in Sachsen-Anhalt und Niedersachsen – machte die Naturdynamikzone lediglich 41 Prozent der Fläche aus. Die gesetzlich vorgegebene Aufgabe des Nationalparks, der ein sogenannter Entwicklungsnationalpark ist, bestand darin, den Anteil auf 75 Prozent zu erhöhen. Dies ist gelungen. Der Harzer Nationalpark ist seit Gründung einer der größten Waldnationalparke in Deutschland.

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